Das wahrscheinlich beste Detail der barchetta ist das Verdeck. Es läßt sich nämlich öffnen!
Ein großer Vorteil ist, daß das geöffnete Verdeck unter einer Klappe verschwindet. Keine Persenning stört die Linienführung oder erzeugt unschöne, flatternde Windgeräusche.
Bei der Konstruktion wurde einiges an Know-How eingebracht:
Die Hebel bestehen aus warmgeschmiedeten, handbearbeiteten Bügeln, dies sorgt für hohe Stabilität und kleine Spiele.
Die Scharnierstifte werden aus rostfreiem Stahl, die Buchsen aus Verbundstoffen hergestellt, um eine geringe Reibung sicherzustellen.
Der Rückenbogen besteht aus in Stangen gewalztem Stahl, eine besonders steife, jedoch leichte Konstruktion.
Dank zwei Gasfedern kann das Verdeck ohne großen Kraftaufwand geöffnet werden.
Besonders schönes Detail: Die Konstruktion von Rückenbogen und Bespannung sorgen dafür, daß sich das Verdeck bei hohen Geschwindigkeiten (im geschlossenen Zustand) nicht aufbläht, wie man es bei vielen anderen Cabrios oft sieht (fällt mir beim Golf immer auf!).
Die Heckscheibe besteht aus Metacrylat und kann mittels eines Reißverschlußsystems einzeln gewechselt werden (kostet ca. EUR 375,-).
Auch die Bespannung kann einzeln gewechselt weden.
Im Zubehör gibt es Innenhimmel (auch bei Fiat in rot, blau und schwarz) zum Nachrüsten, die eine Isolierung für die kalte Jahreszeit bieten und die Fahrgeräusche dämpfen. (Siehe auch Warmduscher.)
Das Verdeck besteht auch pflegeleichtem PVC, es muß nicht regelmäßig imprägniert werden, wie ein Stoffverdeck. Im Zubehörhandel gibt es spezielle Reiniger, aber Wasser mit Spülmittel tut es genauso gut.
Auch das Öffnen und Schließen sind sehr simpel gelöst, wenn ich da an den Aufwand beim MG-F denke...:
Beide Fenster runterfahren. Sonnenblenden runterklappen und Hebel rumdrehen. Verdeck vorne anheben, bis es von selbst oben bleibt.
Dann hinten unten anheben und ganz nach oben klappen. Dabei aufpassen, daß die Scheibe keine Knicke bekommt (Dazu unten ein paar Tips!).
Hebel A auf der Fahrerseite zur Entriegelung der Vedeckklappe ziehen, Klappe öffnen und Verdeck hineinklappen.
Bis 9/95 sind zwei Hebel zur Arretierung des Verdecks verbaut worden (im Bild (1) und (2)). Diese Hebel wurden dann durch Stoffbänder mit Metallhaken, mit denen das Verdeck in Position gehalten wird, ersetzt. Damit diese bei gschlossenenem Verdeck nicht rumbaumeln sind sie und das Gestänge an der entsprechenden Stelle mit Klettbändern ausgrüstet. Das ganze verhindert, daß das Verdeck bei holpriger Fahrbahn von unten gegen den Verdeckkasten schlägt und diesen beschädigt. Vielen Dank an Klaus Wiesner für die Info!
Geschlossen wird das Verdeck (logischerweise) in umgekehrter Reihenfolge: Auch hier erst beide Fenster runterfahren, dann Hebel zur Entriegelung der Klappe ziehen, Klappe hochklappen, Befestigungen lösen.
Verdeck hochklappen, dabei hintere Unterkante oben halten und Verdeckklappe schließen
Dann das ganze vorne runterdrücken...
... und mit den Hebeln arretieren.
Beim Öffnen und Schließen des Verdecks schabt dieses über die Dichtung an der seitlichen Außenkante des Verdeckkastens. Dadurch löst sich diese irgendwann auf, was dann bei heftigem Regen zu einen ebenso heftigen Wassereinbruch führt. Abhilfe siehe unter Verdeckkastendichtungsreparatur.
An dieser Stelle ist das geschlossene Dach auch nie 100%ig dicht, macht sich durch Windgeräusche und in der Waschanlage bemerkbar, wenn das Wasser von der Seite kommt. Man kann sich hier ein Gummiteil für den Winter besorgen und dieses einfach beim Schließen des Verdecks dazwischenklemmen und mit einem (nicht zu haltbaren) doppelseitigen Klebeband an die Karosserie kleben.
An der hinteren unteren Kante gibt es öfters Probleme mit Rissen (linkes Bild), teilweise auch oberhalb der Seitenscheiben, wo das Scharnier sitzt (rechtes Bild).
Wenn das Verdeck offen ist, klappen zwei Plastikteile (rechtes Bild) an der "B-Säule" per Feder (linkes Bild) runter, um die Mechanik zu verdecken. (Ungefähr bei (4) ganz oben im Bild.) Die Aufnahmen sind ein bischen schwach konstruiert, brechen und dann fallen die Plastikteile irgendwann ab. So ein Deckel (#119907080 rechts, #119908080) kostet ca. 10,- (ja, wirklich, einer!!!). Wie man das selbst wieder hingebastelt bekommt, unter Verdeckmechanikdeckelreparatur.
Bei einigen Modellen gab es Probleme mit dem Gummi an der Unterkante des Verdecks (die Kante, die auf dem Verdeckkasten aufliegt): Gerade bei hellen Farben entstand auf der Auflagefläche ein unschöner schwarzer Belag, der nur schwer wegzubekommen ist.
Wenn man die barchetta nicht immer auf hochglanz poliert, kann es auch passieren, daß der Gummi den Dreck auf dem Deckel hin- und herbewegt (Verwindung) und durch das Scheuern den Lack zerkratzt. Eine Lösung kommt von Oliver Pietruschka: "... Deshalb habe ich mir von Foliatec eine Steinschlagschutzfolie der Größe 30 x 165 besorgt. Diese umgedreht auf den Verdeckkastendeckel gelegt (natürlich nur bei einer sauberen barchetta) und das Verdeck geschlossen. Die Kontur der Dichtung außen und innen mit einem weichem Bleistift auf dem Papier auf dem die Folie aufgebracht ist, nachgefahren. Danach die Kontur ausgeschnitten und die Folie nach der Beschreibung von Foliatec aufgebracht. Es sieht zwar nicht so gut aus wie ohne und sie ist auch nicht gerade billig, aber ich finde es ist immer noch billiger als wenn man den Deckel alle 3 Jahre lackieren läßt wie es einige der barchetta-Fahrer bei ihren barchettas getan haben, die ich mir angeschaut habe. Außerdem kann man die Folie jederzeit wieder entfernen!"
Man kann bei korrekt eingestellten Fenstern problemlos in die Waschanlage, man sollte nur ein paar Küchentücher dabei haben: Das Verdeck ist zwar an sich dicht, wenn Wasser mit Druck von der Seite kommt, drückt es konstruktionsbedingt an der hinteren Unterkante und in der Mitte oberhalb der Fenster durch. (Siehe die beiden Bilder mit den Rissen; das Wasser kommt nicht erst bei Rissen, rein, sondern drückt durch die Dichtungen, weil bei den Gelenken die Dichtungen unterbrochen sind.)
Wird der Verdeckkasten geöffnet, obwohl der Kofferraum offen ist, ertönt ein Summer, der vor einer bevorstehenden Lackzerkratzung (oder Schlimmerem) warnt.
Für alle Reaparturen an Verdeck und um die Heckscheibe (Dichtung) eignet sich Sikaflex-291 von Sika (zu finden im Bereich "Marine - Boots- und Yachtbau") sehr gut. Sikaflex-291 ist ein für den Schiffsbau entwickelter, standfester 1-Komponenten-Polyurethan-Dichtstoff. Unter Einwirkung von Luftfeuchtigkeit reagiert dieser zu einem Elastomer aus. Mit Sikaflex oder sonstigem Kleber selbstverständlich NICHT den Reißverschluß von der Hechscheibe zukleben, sonst ist es aus mit wechseln!
Die Heckscheibe besteht aus Kunststoff, nähere Infos dort.
Pflege
Christian Hentzschel zum Thema Pflege: "Ich habe mal versucht, mein Verdeck wieder etwas dem Originalfarbzustand entgegen zu bringen ... hier das Resultat: Extra Vinylreiniger von Yachticon gekauft ... sollte in einem Mischungsverhaeltnis von 1/10 benutzt werden ... und half nix aber auch gar nix ... Hatte ihn dann auch mal pur versucht und kaum was gesehen ... In Fahrtrichtung links habe ich dann mit ner Domestosmischung gemacht ...Fahrtrichtung rechts = Yachticonmischung ... "
Sebastian Kompp hat folgenden Tipp (für Plastikverdecke) parat: "Jährlich einmal nehme ich ein schwarzes Kunststoffpflegemittel wie zB. "Kunststoff Neu" von SONAX (ca. 6 EUR). Das Mittel verteile ich großzügig auf dem Verdeck (Das Mittel von SONAX reicht für ca. drei Anwendungen). Das Verdeck glänzt danach tiefschwarz. Beim ersten Regen perlt das Wasser schön ab. Anfangs wirkt das frisch eingeschmierte Verdeck etwas klebrig. Deshalb empfehle ich das Verdeck ein paar Stunden trocknen zu lassen, damit es nicht im Kasten verkleben kann. Und wenn ich dann schon dabei bin, schmiere ich auch die Gummidichtungen rund um die Scheiben und die Kunstoffkappen der Scheibenwischdüsen damit ein. Denn ursprünglich ist ja das Mittel dafür gedacht und die kleinen Details lassen die Barchetta wieder wie neu erscheinen."
Das Problem: Beim Öffnen des Verdecks klemmt sich der Stoff zwischenn zwei Metallbügel und das verursacht mit der Zeit überhalb der Fenster ein Loch.
Die Ursache liegt darin, daß der Gummizug, der das Verdeck beim Öffnen zurückzieht, mit der Zeit ausleiert (Lebensdauer ca. 4 Jahre). Die Abhilfe ist, einfach einen neuen Gummi einzunähen, wie Franz S. aus E. schreibt. Den Gummi gibt es in der Kurzwarenabteilung in verscheidenen Breiten. Auf der einen Seite ist es einfach, da ist das Band genietet (Bild)...
Auf der anderen braucht man eine(n) Freiwillige(n) mit einer Nähnadel...
Wenn man beim Einklappen aufpaßt, kann man es auch verhindern. Im Bild das Problem: An der markierten Stelle schert das Gestänge das Verdeck ab.
Also noch bevor das Verdeck ganz unten ist, selbiges nach hinten drücken.
Nun kann es natürlich sein, daß sich das Verdeck während der Fahrt über Bodenwellen etc. von selbst wieder darunterschafft. Jetzt kommen die Stoffbänder mit Haken ins Spiel: Die halten nämlich nicht nur das Verdeck vom Schlagen gegen den Deckel ab, sondern verhindern auch, daß es wieder zwischen die beiden Teile wandert! Runterdrücken, einhängen, fertig.
Alternativ (bzw. zusätzlich) kann man auch etas basteln, wie Johannes Pesch schreibt: "Ich habe zwei Stücke Leder, etwa 8*3 cm groß zurechtgeschnitten und diese auf die Innenseite des Verdecks mit Hilfe von UHU geklebt. Seitdem habe ich keine Probleme mehr mit dem Durchscheuern, da das Leder einfach besser standhält als das PVC."
Halteklammern
Anfangs (bis ~5/95, genaues Datum bzw. Fahrgestellnummer nicht bekannt) waren statt der Stoffstreifen Metallfedern verbaut:
Hier sieht man, warum die Konstruktion wahrscheinlich geändert wurde: Das Metall schabt mit der Zeit das Gestänge blank, was nun wirklich nicht hübsch aussieht. Vielen Dank an Heinrich G. Bauer für die Bilder
"Öhrchen"
Manchmal passiert es, daß eine barchetta "Öhrchen" bekommt. D.h. an der Unterkante der "B-Säule" biegt sich das Verdeck nach außen.
Die Lösung kommt von "Verdeck-Rainer", dokumentiert von Dr. Ulrich Leinhos-Heinke: Die "Öhrchen" entstehen dadurch, dass beidseitig unter der vertikalen Dichtung (hinter der Seitenscheibe) jeweils eine spezielle Niete fehlt.
Diese Niete ist nur zu sehen, wenn man die vertikale Dichtung entfernt (und natürlich nur, wenn sie nicht fehlt!). Im Foto ist die Niete das goldfarbene vom Blitz angestrahlte Teil (Pfeil). (Zur Bildorientierung: Das Foto blickt entgegen der Fahrtrichtung auf die linke Autoseite und dabei auf die vertikale Verdeckstrebe, von der die Dichtung entfernt wurde, daran schließt sich sonst nach vorne die jetzt heruntergelassene Seitenscheibe an; zur Orientierung kann der Gurt links im Bild dienen.) Offensichtlich wird diese Niete beim Montieren hin und wieder "vergessen" (bei mir 9/1998, ein erstes "Öhrchen"-Anzeichen entdeckte ich letzten Herbst!). Dadurch rutscht die Bespannung mit der Zeit von der Eckplatte (dem metallenen Eckwinkel unter dem "Öhrchen"), die mit der Bespannung vernähte horizontale Dichtung an der Ecke reißt durch den entstehenden Zug immer mehr auf und die Bespannung rutscht nach außen. Das ist dann das "Öhrchen".